5 Besonderheiten in der Haltung
1. Das Graben von Gängen / Höhlen
Die Vierzehenschildkröte hat im Vergleich zu den anderen Europäischen Landschildkröten keinen hoch gewölbten Panzer. Durch die flachere Form können sich die Tiere besser eingraben. Die Tiere haben kräftige und stark beschuppte Vorderbeine, die das Graben leichter machen.
Im Bild sieht man deutlich die kräftigen und stark beschuppten Vorderbeine der sog. russischen Steppenschildkröte, mit denen sie im Freiland meterlange Gänge graben kann.
Aus diesem Grund ist es bei der Erstellung des Geheges wichtig, daruaf zu achten, dass die Tiere die Umrandung nicht untergraben können. Es empfiehlt sich ein Fundament von ca. 20 cm zu erstellen.
Allerdings habe ich bisher keine solche Erfahrung gemacht. Wenn Sie den Tieren z.B. im Schlafhaus eine Grabmöglichkeit (mind. 40 cm tief) anbieten, wird diese gerne angenommen.
2. Die Nässe-Empfindlichkeit
Die Steppenschildkröte stammt, so wie es der Name schon sagt, aus trockenen bzw. halbtrockenen Steppen. Deshalb dürfen die Tiere nicht zu feucht gehalten werden. Es reicht vollkommen aus, ist aber auch notwendig, ihnen ein Trinkgefäß mit frischem Wasser anzubieten und die Schlafplätze gelegentlich anzufeuchten. Es sollte nie zu einer Staunässe kommen.
Dies hat zur Folge, dass die Tiere an manchen Tagen nicht in das ungeschützte Freiland gehen dürfen. Da bietet es sich an, den Tieren ein geräumiges Frühbeet oder ein Gewächshaus zur Verfügung zu stellen. In jedem Fall ist eine zusätzliche Heizmöglichkeit notwendig.
3. Der Temperaturbereich
Dieser ist bei der Steppenschildkröte besonders groß. Einerseits sollte den Tieren täglich einige Stunden lang eine Sptzentemperatur im Bereich von 40°C angeboten werden und andererseits vertragen sie eine tiefe Nachttemperatur im Bereich von ca. 15°C.
In den Steppen Kasachstans wird es tagsüber sehr heiß und in der Nacht extrem kühl. In den selbstgegrabenen Höhlen ist natürlich dieses Temperaturgefälle stark gemildert und trotzdem ist der Unterschied innerhalb von 24 Stunden viel größer als bei den anderen Europäischen Landschildkröten.
4. Die Sommerruhe
Die Heimatbiotope zeichnen sich durch extrem trockene und heiße Sommer und sehr kalte Winter aus. Dies zeigt sich auch in der Lebensweise der Tiere, indem sie nicht nur eine Winterruhe sondern auch eine Sommerruhe einlegen.
Nur so ist ein Überleben in der freien Natur gesichert.
In der Gefangenschaftshaltung, bei mäßigen Sommertemperaturen, hört man oftmals, dass die Tiere keine Sommerruhe einlegen.
Ich selbst praktiziere im Sommer quasi eine Überhitzung des Frühbeetes, indem ich den automatischen Öffner am Frühbeet entferne und so die Tiere die gewohnten hohen Temperaturen haben. Nach 2 - 3 Wochen zeigt sich dies im Verhalten der Tiere, so dass sie plötzlich "verschwunden" sind. Bei der Nachschaue finde ich sie dann regelmäßig im Schlafhaus tief eingegraben. Zwar halten sie dann auch bei mir keine so lange Sommerruhe wie im Heimatbiotop, aber sie ruhen doch einige Wochen.
Die folgende Aktivitätszeit ist insbesondere bei unserer Doysi recht kurz. Sie verschwindet nach wenigen Wochen bereits wieder und bereitet sich selbständig auf die Winterruhe vor.
5. Die Winterruhe
Die Tiere halten bei mir auch eine 4-5 monatige Winterruhe im Kühlschrank, allerdings halte ich das Substrat nur leicht feucht, also trockener wie bei den Schildkröten aus mediterianem Klima. Ein ganz trockenes Substrat zur Überwinterung ist aber genauso falsch, wie ein nasses.
Diese Aufnahme war das Bild des Monats Oktober 2003
Der Herbst hat Einzug gehalten. Manche Tiere bereiten sich jetzt schon auf die Winterruhe vor. Besonders eilig haben es die Vierzehenschildkröten, Agrionemys horsfieldii. Hier sieht man noch einen Teil des Rückenpanzers unserer Doysi, einem Vierzehenweibchen. Sie hat sich unter einem Grasbüschel ca. 10cm tief eingegraben und hat den Grasbüschel so untergraben, dass man ihn problemlos abheben kann.
Ich habe an der Stelle eine alten Holzkiste übergestülpt und mit Folie abgedeckt. In dieser Stellung darf sie die kommenden Wochen ruhen, bis sie dann in den Kühlschrank überführt wird.
Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man seine Tiere um diese Jahreszeit täglich beobachtet, ob sie sich irgendwo eingraben. So spart man sich später eine mühevolle Suche.
Auch am 3. November war das Tier noch an dieser Stelle und hielt Winterruhe, eine Überführung in den vorbereiteten Kühlschrank erfolgt erst bei richtigem und länger anhaltendem Temperatursturz. Erst Mitte Dezember wurde die Doysi "ausgegraben" und direkt in den Kühlschrank zu den anderen Tieren umquartiert.